Eine Bauernkooperative aus Paraguay zeigt, was Fair Trade bewirken kann
Arroyos y Esteros ist eine Gemeinde mit etwa 20‘000 Einwohnern sechzig Kilometer von Asunción, der Hauptstadt Paraguays, entfernt. Die meisten wohnen nicht im Zentrum sondern zerstreut in der weiteren Umgebung. Und überall wächst Zuckerrohr, das wichtigste Produkt dieser Gegend. Die Bauern verkauften ihre Produktion zu niedrigen Preisen an die lokalen Zuckerfabriken. „Immer gab es einen Vorwand für einen noch niedrigeren Preis“ erinnert sich Andrés González, der heute die Cooperative Manduviras leitet.
Um die Jahrhundertwende setzten 500 Bauern zu einer „süssen Revolution“ an und Gonzáles war ihr Wortführer. Mehr als 500 Bauern weigerten sich, ihre Zuckerrohrernte für einen schlechten Preis zu verkaufen. „Wir brauchten gute Nerven um durchzuhalten, denn während Wochen hatten wir kein Einkommen. Auf der andern Seite konnte die Zuckerfabrik keinen Zucker herstellen und schliesslich bot sie uns Bauern einen besseren Preis an. Das war der Anfang für eine bessere Zukunft.“
Die Bauern von Manduvirá hörten vom fairen Handel und bereiteten sich vor, die Verarbeitung und den Verkauf des Zuckers in die eigene Hand zu nehmen. 2006 konnten sie eine Zuckerfabrik mieten und sie verarbeiteten Ihre Ernte zu 1500 Tonnen Zucker. Der Verkauf lief sehr gut an und im folgenden Jahr vervierfachten sie die Produktion und die Kapazitäten der Zuckerfabrik waren bereits voll ausgeschöpft. Nun setzte die Bauernkooperative Manduvira zum grossen Sprung an und plante, eine eigene Fabrik zu errichten. Dazu benötigten sie aber 15 Millionen Dollar Kapital, eine Summe, die weit über den Möglichkeiten der Bauern von Arroyos y Esteros war. Ihr grosser Anfangserfolg schaffte aber so viel Vertrauen, dass eine Lokalbank wie auch die Interamerikanische Entwicklungsbank (BID) Kredite gewährte und 2011 der Bau der eigenen Fabrik begann, die ab 2014 ihren Betrieb aufnahm
Heute ist die Kooperative Manduvirá der wirtschaftliche Motor von Arroyos y Esteros. Sie zählt über 1500 Mitglieder und 3000 Personen arbeiten auf ihren Feldern. Gonzáles schätzt, dass etwa 60% der lokalen Wirtschaft direkt oder indirekt von ihnen abhängt. Nur 5% der Zuckerernte wird in Paraguay verkauft, alles andere wird ins Ausland exportiert. „Anbieter aus Brasilien und Argentinien bieten Zucker viel günstiger an, weil sie mehr als doppelt so hohe Erträge erzielen können, aber unser Zucker ist biologisch produziert und aus fairem Handel.“
Die Bauern der Kooperative Manduvirá sind sich bewusst, dass die einseitige Abhängigkeit von Zucker gefährlich ist und diversifizieren den Anbau. Seit 2016 bauen sie auch hochwertigen Sesam an, aromatisch und im konkreten wie im übertragenen Sinn ohne bitteren Nachgeschmack.
Erboristi Lendi führt neu Sesam von Manduvirá im Sortiment.